Hypertensiologie

Die Hypertensiologie (= Bluthochdrucklehre) beschäftigt sich mit der Behandlung von Menschen mit arterieller Hypertonie (hyper gr.: über; tonus gr.: Spannungszustand).

Die Messung des Blutdrucks bei Lebewesen wird seit 1713 verfolgt. Die erste Messung führte der englische Pfarrer S. Hales mit einem gläsernen Steigrohr an der Halsschlagader eines Pferdes durch ((Medical Times 1944 ; 72 : 314 - 21)). Er untersuchte anschließend den Einfluss von Blutverlusten auf den Blutdruck. Als Folge empfahl er den damaligen Ärzten bei der Aderlasstherapie mehrere kleine Mengen Blut statt einer großen zu entnehmen, da sich der Blutdruck so besser erholen könne. Die erste Messung beim Menschen erfolgte 1856 durch den Franzosen Faivre, ebenfalls noch blutig bzw. direkt. Schon bald wurde nach Methoden gesucht den Blutdruck unblutig bzw. indirekt zu messen.

1853 entwickelte der Deutsche Vierordt das erste Gerät zur indirekten Messung. Es folgte das so genannte „Sphygmomanometer“ von von Basch 1880(Zeitschrift für klin. Medizin 1881; 2:79-96). Doch konnte sich dieses Gerät nicht endgütig durchsetzen. 1896 stellte S. Riva-Rocci in Turin sein bis heute fast unverändert benutztes Blutdruckmessgerät vor (Medizinischer Wochenspiegel 1966; 16/17: 81-84). Mittels eine aufblasbaren Manschette und einem Quecksilbermanometer wurde durch Tasten der Blutdruck über der Speichenarterie (A. radialis) bestimmt. 1905 variiert der Russe Korotkow die Methode von Riva-Rocci zu dem bis heute verwendetem Blutdruckmessverfahren mit Hilfe der Auskultation (= Abhören mit dem Stethoskop) über der Armarterie (A. brachialis).

Jeder Allgemeinmediziner, Internist oder Kardiologe beschäftigt sich mit der Diagnostik und Therapie von Menschen mit Bluthochdruckerkrankung. Die Hypertensiologen (DHL) haben entsprechend spezifische Fortbildungen und Prüfungen durchlaufen und bilden sich speziell auf diesem Gebiet kontinuierlich fort.

Die Ursachen des Bluthochdrucks sind vielfältig. In rund 90% der Fälle ist zum jetzigen Zeitpunkt keine eindeutige Ursache zu ergründen. Der Arzt spricht vom essentiellen oder primären Hypertonus.
In ca. 10 % der Fälle kann eine Ursache ermittelt werden. Es kann sich um Störungen der Nierendurchblutung (Nierenarterienstenose), des Nierengewebes (Zystennieren, diabetische Nephropathie, u.a.), des Hormonhaushaltes (Hyperthyreose, Conn-Syndrom, u.a.) des unterbewussten Nervensystems mit Schlafstörungen (OSAS/CSAS) oder um angeborene Gefäßfehlbildungen (Aortenisthmusstenose) handeln. In diesen Fällen spricht der Arzt von einem sekundären Hypertonus.

Häufig verläuft die Hypertonie symptomlos oder unspezifisch. Manchmal treten Kopfschmerzen, Nasenbluten (med.: Epistaxis), Schwindel oder Übelkeit auf. Leider zeigen oft erst die Folgeschäden an, dass ein Bluthochdruck besteht/bestand. Als Folgeerkrankungen der Hypertonie sind zu erwähnen die Gefäßverkalkung (med.: Arteriosklerose) und damit einhergehend die Herzkranzgefäßverkalkung (med.: KHK) mit der Folge des Herzinfarktes. Gleiche Ursache liegt dem Schlaganfall und der arteriellen Verschlusskrankheit zu Grunde. Auch können ein Nierenversagen und ein Herzschwäche auf einer Hypertonie beruhen.

Aufgrund der vielen Folgeerkrankungen ist der Bluthochdruck immer noch eine der häufigsten Todesursachen in den Industrieländern.

Da immer noch zu viele Menschen einen unerkannten oder unzureichend behandelten Bluthochdruck haben bin ich, neben dem Kardiologen, Hypertensiologe (DHL) geworden.

Sollte Ihr Hausarzt sie einem Hypertensiologen (DHL) zuweisen so bringen sie bitte folgende Unterlagen zum ersten Termin mit:

  • Aktuelle und ältere ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessungen
  • Tabelle einzelner selber gemessener Blutdruckwerte
  • Medikamentenplan
  • Laboruntersuchungsergebnisse
  • Liste der Dauerdiagnosen
  • Falls vorhanden Echokardiographie- u. Ultraschallbefunde